Weinbau und Winzer in Spay
Weinbau und Winzer in Spay
Im Jahre 643 wird erstmalig erwähnt, das Bopparder Hänge mit Weinreben bewachsen waren. Heute mißt die Rebfläche ca. 70 ha und ist damit das größte zusammenhängende Weinbaugebiet am Mittelrhein. Die nach Süden gerichteten etwa 130 Meter hohen Berge mit Steigungen von 40-70 Prozent garantieren einen Qualitätswein, der nationales und internationales Ansehen geniesst.
Weinlese Lage Ohlenberg
Die große Rheinschleife bei Boppard zeichnet sich durch einen großen Südhang direkt im Rheintal aus. Über 3 Kilometer fließt der Rhein von West nach Ost quer zur eigentlichen Fließrichtung. Die Hunsrückhöhen schirmen die Westwinde ab und das weite Schwemmland der Osterspaier Gemarkung gegenüber sorgt für ein weites Tal mit niedriger Horizontabschirmung – sodass die Beschattung kein Problem darstellt wie in engeren Fluss- oder Seitentälern. Deshalb sind die warmen Steillagen am Hangfuß mit ihren feinerdereicheren Böden nicht benachteiligt in der Sonnengunst und gelten im Hamm über die Einzellagen hinweg als beste Standorte.
Die Steilhänge oberhalb Spays waren noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts Wingerte. Manche Flurnamen belegen diese Weinkultur. In den Jahren nach 1800 wechselten viele Weinberge ihre Besitzer und kamen in die Hand einheimischer Besitzer. Der gesamte Berghang vom Spayer Bahnhof bis zur Grenze von Boppard war um 1900 mit Reben bepflanzt. In den Jahren von 1900 bis 1910 trat erstmalig "Mehltau" auf, ein Pilz, der Blätter und Trauben befällt. Die Winzer hatten eine Mißernte nach der anderen. Damals gab es noch keine Gegenmittel. Der Weinbau kam fast ganz zum Erliegen. Der Spayer Winzerverein, der am 03.10.1891 von 40 Oberspayer und 14 Niederspayer Winzern gegründet worden war, konnte nicht gehalten werden.
Weinlese 1925
Die Erbfolge, die schwierigen 30er Jahre und die noch schwierigen Kriegsjahre sowie die schlechte Nachkriegszeit stellten die Winzer vor großen Herausforderungen. Mit der Entstehung neuer Arbeitsplätze ab den 50er Jahren taten sich für viele Betriebsinhaber neue Möglichkeiten auf.
Josef Decker 40er Jahre
In Oberspay zählte man zu der Zeit 32 selbständige Betriebe, von denen keiner über eine für die Zukunft wirtschaftliche Größe verfügte. Bereits 10 Jahre später hatten 18 Betriebsinhaber einen anderen Arbeitsplatz. Lediglich 6 Inhaber waren am Ende durch die Übernahme der aufgegebenen Flächen in der Lage, ihre Betriebe auf eine zukunftsfähige Grundlage zu stellen.
Ochsengespann 1953
Traubenlese 60er Jahre
Clemens Weingart 60er Jahre
Adolf Weingart 1960
Die Winzer von Oberspay in den 1950er Jahren
Weinprobe bei Lorenz Schweikert ca. 1962
Flaschenspülen ca. 1968
Lage Ohlenberg ca. 1971, 3 Generationen der Fam. Schweikert
Letztlich wurde die Existenz der Betriebe erst durch die Flurbereinigung gesichert. Diese wurde von 1968 bis 1977 durchgeführt. Der Besitz im Bopparder Hamm war vor 1966 auf 2.000 Einzelparzellen, 3 bis 5 ar groß, aufgeteilt, die über 200 Eigentümern gehörten. Nach Fertigstellung der Bodenreform konnten 17 hauptberufliche Winzer wieder erfolgreich arbeiten. Man baute 15 km Weinbergswege und 8 km Stützmauern im Bopparder Hamm. Unsere Winzer beziehen Ihre Weintrauben fast ausschließlich aus dem Bopparder Hamm, der größten Schleife des Rheines.
Weinbau ist ein Ganzjahresjob. Das geht über die Bodenpflege, Schneiden, Binden, Aufbinden, Düngen, Spritzen etc. bis zur Lese, Keltern und den Kellerarbeiten.
Nachweis einer 300 Jahre alten Trockenmauer
Mit dem Bau von Trockenmauern wurden über Jahrhunderte die Steilhänge am Mittelrhein in eine Terrassenlandschaft umgeformt. Im nördlichen Bereich des Bopparder Hamms und in den Spayer Gemarkungen am Elling sind viele dieser Mauern erhalten geblieben. Insbesondere der uralte Wirtschaftsweg von dem früheren Weiler Peterspay zu den fruchtbaren Fluren auf der Hochfläche und dem Jakobsberger Hof ist fast durchgehend von Trockenmauern gesäumt, die teilweise eine Höhe von 3 Metern erreichen. Auf den ersten Blick sehen große Teile der Mauern gleich aus, da sie bis auf einige Ausnahmen aus jüngster Bautätigkeit aus dem hier vorkommenden Steinmaterial gebaut sind. Experten erkennen aber auch bei den alten Mauern unterschiedliche Bauweisen und Alter. So gibt es zum Beispiel einen Abschnitt, in dem hier vorkommender Lehm als Bindemittel verwendet wurde. Andere Bereiche mit sehr großen Steinen wurden erst in den letzten Jahren wieder aufgebaut, nachdem es zu Einstürzen kam.
Durch die Trockenmauern wurde eine bessere Bewirtschaftung der Steilhänge für den Weinbau erreicht. Mit dem Bau der Trockenmauern wurde am Mittelrhein im 12. Jahrhundert begonnen, nachdem die Klöster und der Adel ihre Weinanbauflächen auf die Hanglagen ausweiteten. Ende des 14. Jahrhunderts waren große Teile der Hänge im Mittelrheintal und in den Seitentälern für den Weinbau mit Trockenmauern terrassiert. In den nachfolgenden Jahrhunderten wurden diese Mauern immer wieder erneuert und ergänzt. Diese Arbeiten wurden durch die Pächter der entsprechenden Parzellen im Auftrag der geistlichen oder adligen Eigentümer meist im Winter ausgeführt.
Nach dem 30 jährigen Krieg in der ersten Hälfte des 17. Jahrhundert und dem pfälzischen Erbfolgekrieg von 1688 - 1697 mit Zerstörungen, französischer Besetzung des linksrheinischen Gebietes und Absatzproblemen beim Wein sind erste brachliegende Weinbergterrassen am Mittelrhein erwähnt. Nicht so in Spay. Um 1700 erreichte der Weinanbau in Spay mit über 300.000 Weinstöcken eine Hochblüte. Eigentümer der Rebflächen waren insbesondere Klöster. Allein in Oberspay waren fast 120.000 der insgesamt rd. 160.000 Weinstöcke in geistlichem Besitz. Die Klöster Eberbach im Rheingau und Marienberg in Boppard hatten die größten Besitztümer. Wie die heute noch erhaltenen Fachwerkhäuser aus der Zeit um und nach 1700 bezeugen, erlangten die Bewohner der damals Mittelspey und Kisselspey genannten Ortschaften nicht zuletzt durch den Weinanbau einen gewissen Wohlstand.
Aus dieser Zeit nach 1700, genau aus dem Jahre 1719, kann nun am Ellingsweg eine Trockenmauer datiert werden. Beim Bau der heute noch in einem guten Zustand befindlichen Mauer wurden weiße Quarzitsteine, allgemein Kieselsteine genannt, so in den Mauerverband gesetzt, dass sich die Jahreszahl ergibt. Der relativ große Mauerabschnitt ist stark mit Efeu bewachsen, so dass die Zahlenfolge lange verborgen blieb. Erst nachdem die Bürgergruppe „Grüner Daumen Spay“ im Rahmen von Landschaftspflegearbeiten die Trockenmauern von Büschen und Bewuchs freigestellt hat, ist eine nicht verbandsgerechte, senkrechte Einmauerung von mehreren Kieselsteinen aufgefallen. Da es in der Nähe im Bopparder Hamm eine ähnliche Verwendung von Kieselsteinen gibt, aus denen man die Jahreszahl 1882 erkennen kann, lag die Vermutung nahe, dass auch hier das Erbauungsjahr eingemauert wurde. Bei der Entfernung des gesamten Bewuchses kamen dann weitere Bereiche mit Kieselsteinen ans Licht, die die komplette Zahl 1719 ergeben.
Nach Meinung von Dr. Alexander Ritter, der geschichtliche Nachforschungen über die Geschichte von Spay anlässlich des 1200 Jahrjubiläums des Ortes Spay in 2021 durchführt, könnte der Aufbau der datierten Mauer mit der im November 1718 durchgeführten Landvermessung zur Schaffung der ersten Grundbücher zusammenhängen.
Die Entdeckung der Inschrift in der Trockenmauer ist eine kleine Sensation, da bisher niemand das genaue Alter der Mauern am Ellingsweg kannte und niemand vermutete, dass große Teile davon schon über 300 Jahre alt sind. So sind die alten Trockenmauern am Ellingsweg ein besonderes kulturgeschichtliches Zeugnis der Jahrhunderte langen Bewirtschaftung der Hanglagen und spiegeln die guten Fachkenntnisse und Handwerkstechniken der Vorfahren wider.
Hörbeitrag von den Winzern Florian und Adolf Weingart
Inhalt: Generationen von Winzern, Vater und Sohn berichten über den Weinanbau früher und heute
Hörbeiträge von Adolf Weingart Reihe "O-Ton"
Inhalt: Ein Winzer verzählt/ Weisheite iwer de Wein
Vor Jahrzehnten schrieb Josef Kron das folgende Heimatlied, welches die starke Verbundenheit der Spayer zum heimischen Wein zum Ausdruck bringt. Diese Zeilen haben auch heute noch nichts von ihrer Strahlkraft verloren....
Golden strahlet die Sonne ins Rheintal
Golden strahlet die Sonne ins Rheintal
und der Herrgott, er sieht beglückt
Wie sich die Menschen am Weine erlaben
denn so ein Tropfen ist bestimmt ein Himmelsstück
Wie sich die Menschen am Weine erlaben
denn so ein Tropfen ist bestimmt ein Himmelsstück
Und der Herrgott, er sieht von dort oben
wie auf steilem Rebenhang
Wohl in der Sonne die Menschen sich plagen
und im Herbst da schenkt er ihnen seinen Dank
Wohl in der Sonne die Menschen sich plagen
und im Herbst da schenkt er ihnen seinen Dank
Neigt der Tag sich dann leise zu Ende
sitzt man zusammen in fröhlicher Rund‘
Man hält sein Liebchen ganz zärtlich umschlungen
und man küsst es dann ganz innig auf den Mund
Man hält sein Liebchen ganz zärtlich umschlungen
und man küsst es dann ganz innig auf den Mund
Lasst uns noch einmal die Gläser erheben
auf unsere Frauen, auf unseren Wein
Gott schütze die Reben und unsere Heimat
doch ganz besonders unser schönes Spay am Rhein
Gott schütze die Reben und unsere Heimat
doch ganz besonders unser schönes Spay am Rhein
Die heutigen Weingüter aus Spay:
Weingut Matthias Müller
Mainzer Straße 45
56322 Spay
Telefon: 0 26 28 / 87 41
E-Mail: info@weingut-matthiasmueller.de
Internet: www.weingut-matthiasmueller.de
Weingut Volk
Koblenzer Str. 6
56322 Spay
Telefon: 0 26 28 / 82 90
E-Mail: info@weingutvolk.de
Internet: www.weingutvolk.de
Weingut Florian und Ulrike Weingart
Peterspay 1
56322 Spay
Telefon: 0 26 28 / 87 35
E-Mail: mail@weingut-weingart.de
Internet: www.weingut-weingart.de