Urkunde 821 | © StA Marburg, K 424, Bl. 28v : urkundliche Ersterwähnung von 821 November 10

Geschichte von Spay

1.200 Jahre Spay im Jahr 2021

Vor- und Frühgeschichte
Die Ursprünge Spays gehen bis in die Jungsteinzeit zurück. Aus dieser Epoche fanden sich Steinbeile und Hammer. In der darauffolgenden Bronzezeit nahm die Besiedlung weiter zu, aus dieser Ära stammt unter anderem ein Hallstattbecher mit Spitzfuß. In der Eisenzeit folgte die Besiedlung durch die Kelten, auf die nach traditioneller Auffassung der Ortsname zurückgeht. Der Name Spay hätte sich nach dieser Theorie aus der Wurzel „spah“ (für „spähen“) entwickelt, was auf die Lage an einem zum Spähen geeigneten Ort an der dortigen Rheinschleife hinweist. Nach einer neueren Auffassung könnte der etymologische Ursprung des Ortsnamens aber auch im althochdeutschen spia (verwandt mit dem altniederländischen spoy - neuniederländisch spui = Wasserdurchlass / Schleuse) liegen. Die Schreibung des Namens änderte sich im Laufe der Jahrhunderte: Speien und Speion bzw. Ouerspeion für Oberspay im 9. Jahrhundert hieß es später: im 12. Jahrhundert Speiia; im 13. Jahrhundert: Speiie, Kis(s)ilspeie, auch Kisilspeye und Speye; Overspeie und Ovirspeie oder Speie superiorem für Oberspay; im 14. Jahrhundert Kysilspeie, Schuzelspeie; im 16. und 17. Jahrhundert getrennt Kisel Spey und Nid. Spey. Im 18. Jahrhundert bürgerte sich für alle drei Spays die Schreibung spey ein - Niederspey, Mittelspey und Oberspey.  Erst die Gebietsreform 1969 brachte die Zusammenlegung von Niederspay und Oberspay zur Gemeinde Spay und damit zu einem gemeinsamen Ortsnamen.

Mitte des 19. Jahrhunderts Stromregulierungsmaßnahmen vorgenommen, z.B. für die Schifffahrt störende Felsen im Flussbett beseitigt wurden, schäumte der Rhein zwischen Spay und dem rechtsrheinischen Osterspai kräftig an diesen Felsen, und es bildete sich ein starker Sog durch schmale und tiefe Rinnen, durch die sich das Wasser durch"schleuste". Diese Stellen nannte man auch das Enge Thürchen. Es ist möglich, dass diese Etymologie für alle drei Spay-Orte am Rhein gilt.


Römerzeit
Spay lag an der ehemaligen Rheinstraße der Römer, zwischen dem Lager Bodobrica (Boppard) und der Stadt Confluentes (Koblenz), nahe einem vermuteten Kastell im heutigen Brey. Die Römer waren nicht zuletzt auch kulturelle Lehrmeister, während die Einwohner in Lehmhütten hausten, errichteten sie mächtige Steinbauten mit Heizung und Ziegelbedeckung. Sie werden die ersten Reben gepflanzt und so den Grundstein für den Weinbau gelegt haben. 1957 wurden in Spay die Grundmauern eines römischen Gutshofes (Villa rustica) aus dem ersten Drittel des 4. Jahrhunderts entdeckt. In Oberspay fanden sich 1951 beim Bau der B 9 oberhalb des Strüwer-Heiligenhäuschens auch Teile römischer Statuen aus der gleichen Zeit, darunter der Kopf einer Kolossalstatue des Kaisers Septimius Severus und ein Knabenkopf, welche zu den besten Stücken des Koblenzer Amtes für Vor- und Frühgeschichte zählen. In der Mitte des 5. Jahrhunderts brachen dann die Franken über die Rheinlinie vor und ergriffen von dem Land Besitz.


Fränkische und Kurfürstliche Zeit 
Spay wurde erstmals 816 urkundlich erwähnt, als es in den Schutz Ludwig des Frommen genommen wurde. 821 wurden Ober- und Niederspay zusammen mit Brey in einer Schenkungsurkunde erwähnt. Teile Spays waren im Besitz verschiedenster Grundherren, wie dem St. Martinsstift zu Worms und den Grafen von Isenburg. Der Ort war seit dieser Zeit Teil des Bopparder Reiches und gehörte nach dessen Verpfändung an Erzbischof Balduin von Trier im weiteren Geschichtsverlauf zu Kurtrier. Damals traten auch die Ritter von Spey als Grundherren auf. Spay bestand bis zum Dreißigjährigen Krieg aus drei Dörfern: Oberspay (manchmal auch als Mittelspay bezeichnet), Niederspay (zeitweilig als Kieselspay bekannt) und Peterspay (Standort der Peterskapelle). Während des Krieges waren die Bevölkerungsverluste so groß, dass Peterspay aufgegeben wurde. In den anderen Orten wurden zahlreiche Häuser niedergebrannt, daher stammen die meisten der noch heute erhaltenen Häuser aus der Folgezeit. 1670 wurde eine neue Pfarrkirche (spätere Alte Kirche) in Niederspay erbaut. 


Französische Herrschaft
1794 zogen die französischen Revolutionstruppen ein und 1795 wurden die linksrheinischen Gebiete Französisch. Spay wurde von seinen Verbindungen mit Boppard gelöst und erstmals Rhens zugeschlagen. Zu dieser Zeit fanden in Spay zum ersten Mal allgemeine und gleiche Wahlen statt.


Preußische Zeit und Schiffertradition
In Oberspay, Höhe Zur Bleiche, war zur Zeit der Treidel Schifffahrt der Wechsel auf die gegenüber liegende Rhein Seite um wieder in strömungsarmes Wasser zu gelangen. Heute noch heißt die Stelle im Rhein "Das enge Thürchen". Dazu musste das Schleppseil der Schiffe auf die andere Rhein Seite gebracht werden. Das machten Oberspayer Bürger. Diese haben sich um nicht nass zu werden die Hose hochgekrempelt. So erhielten die Spayer Leute den Beinamen Oberspayer "Boxelöfter". Noch heute trägt der Karnevalsverein im Oberdorf den Namen Oberspayer Boxelöfter. Nach dem Wiener Kongress 1815 wurde das Rheinland preußisch. Zur Förderung der Rheinschifffahrt und des Handels begann der Ausbau des rheinischen Flussbettes. Dies betraf insbesondere die besonders schwer befahrbaren Abschnitte des Rheins vor Spay, wie die Schottel und den Braubacher Grund. Dennoch blieb vor allem die Schottel noch lange Zeit schwer befahrbar und Lotsen wurden gebraucht. Mit Zunahme der Dampfschifffahrt nahm die alte Treidel Schifffahrt immer mehr ab. Nun wechselten die früheren Treidler auf die Schiffe. Aus dieser Zeit stammt die Tradition von Nieder- und Oberspay als Lotsen- bzw. Schifferdorf. Viele Bürger lebten auch von der Fischerei (vor allem Salmenfang). Die Salme wurden hauptsächlich auf dem Braubacher Grund gefangen. Mit einem "Knöppel" ausgestattet wurde den Fischen eins über den Kopf gezogen. So kamen die Niederspayer Bürger zu dem Beinamen Niederspayer Salmeknöppele. Zu sehen ist noch ein altes Fischer- Fachwerkhaus in Oberspay „Zur Bleiche 9“. Auf der Giebelseite sind heute noch das Fischerei Wappen in Form von drei gekreuzten Salmen in Holz geschnitzt zu sehen. Dieses Haus wurde 1669 gebaut und ist eines der ältesten Fachwerkhäuser in Spay. Ebenfalls liegt die Vermutung nahe das mit der Fischerei viel Geld zu verdienen war, denn die Häuser aus dieser Zeit sind in der Regel nicht von einfachem Fachwerk.

 

Bildarchiv Ortsgemeinde Spay | © Bildarchiv Ortsgemeinde Spay

Blick von Osterspai ca. 1950

 

Im Jahr 821 belegt eine Urkunde die Existenz des Ortes "Speion" am linken Rheinufer.

Urkunde 821 | © StA Marburg, K 424, Bl. 28v : urkundliche Ersterwähnung von 821 November 10

 

 

Ansicht 1903 | © Bildarchiv Ortsgemeinde Spay

Ansicht 1903
 

Spay bestand bis zum Dreißigjährigen Krieg aus drei Dörfern: Oberspay (manchmal auch als Mittelspay bezeichnet), Niederspay (zeitweilig als Kieselspay bekannt) und Peterspay (Standort der Peterskapelle). Während des Krieges waren die Bevölkerungsverluste so groß, dass Peterspay aufgegeben wurde. In den anderen Orten wurden zahlreiche Häuser niedergebrannt, daher stammen die meisten der noch heute erhaltenen Häuser aus der Folgezeit. 1670 wurde eine neue Pfarrkirche (spätere Alte Kirche) in Niederspay erbaut.
 

Spay im Wandel der letzten rund 100 Jahre
1896 wurde Spay an die Eisenbahn angeschlossen und 1899 mit dem Bau der heutigen Pfarrkirche begonnen.  Mit der Einrichtung der ersten Telefonanschlüsse 1912, von elektrischem Strom 1920 und eines Wassersystems 1925–27 begann die neuzeitliche Entwicklung in Spay.  Der Zweite Weltkrieg brachte große Zerstörungen durch Luftangriffe. Nach dem Krieg gehörte Spay zum Landkreis St. Goar. 

Die geographische Lage von Spay ließ den Bewohnern in wirtschaftliche Hinsicht zahlreiche Möglichkeiten offen. Seit alters her lebte ein Großteil als Fischer. Da aber das nichtausgebaute Flußbett des Rheins für die Schifffahrt Lotsen erforderlich machte, wurden Nieder- und Oberspay Lotsendörfer. Die Lotsen gehörten bald zu den wohlhabendsten Bürgern. So wie sich der Rheinstrom verändert hat, haben auch die Lotsen heute keine Bedeutung mehr. Schiffe sind aber noch immer ein Einnahmezweig. Seit rund 100 Jahren liefert die SCHOTTEL GmbH mit Stammhaus in Spay als weltweit führender Hersteller rundum steuerbarer Antriebsanlagen und Manövriersysteme für Schiffe nach nah und fern.

 

Fahnenweihe Schiffermast 1953 | © Bildarchiv Ortsgemeinde Spay

Einweihung Schiffermast 1953

 


Die öffentlichen Bekanntmachungen wurden früher vom Bürgermeister und Gemeindediener verkündet ("Gemaan"). Jeden Sonntag um 13 Uhr läutete die Schulglocke und die Spayer kamen zum Lindenbaum in der Dorfstrasse zusammen.

1939 Dorflinde | © Rosa Kessler

Diese fiel jedoch am 01.06.44 einem Unwetter zum Opfer.

1944 Dorflinde Blitzschlag II | © Rosa Kessler



Entscheidenstes Ereignis der letzten Jahrzehnte war die Zusammenlegung von Niederspay und Oberspay zur Gemeinde Spay im Jahre 1969, der die Eingliederung in die Verbandsgemeinde Rhens und den neugegliederten Landkreis Mayen-Koblenz folgte. Am 01.07.2014  folgte der Zusammenschluß der ehemaligen Verbandsgemeinden Rhens und Untermosel zur neuen Verbandsgemeinde Rhein-Mosel.
 

Spay hat sich zu einer attraktiven Wohngemeinde entwickelt, die ebenfalls in den letzten Jahrzehnten ihre Einwohnerzahl auf nunmehr rund 2000 beträchtlich erhöht hat. Die Ortsgemeinde Spay wurde seitens des Landes Rheinland-Pfalz im Jahre 1995 als Maßnahmenschwerpunkt der Dorferneuerung anerkannt. Diese Aufgabe wird für die Ortsgemeinde noch bis Ende der neunziger Jahre Schwerpunkt ihrer Aktivitäten sein. Mit der Gemeinde Spay sur Sarthe in Frankreich besteht seit 1983 eine Partnergemeinschaft. 

Spay liegt  13 km südlich von Koblenz und 7 km nördlich von Boppard an der B9, im romantischen UNESCO-Welterbe-Mittelrheintal.

Kindertagesstätte und Grundschule wurden im Jahr 2013 aufwendigst renoviert und 2020 erweitert. Weiterführende Schulen  sind in den umliegenden Städten Boppard und Koblenz gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bus & Bahn zu erreichen.

Das Vereinsangebot in Spay ist mit fast 30 verschiedenen Vereinen breit gefächert. Dabei wird die Jugendarbeit besonders groß geschrieben. So bieten zum Beispiel die Sportvereine, Musikverein oder Jugendfeuerwehr verschiedene Freizeitmöglichkeiten für die Kinder an.

Die Lebensmittelversorgung ist durch zwei Fleischereien, einer Bäckerei, einem Hofladen und einem Lebensmittelgeschäft sichergestellt. 

Die medizinische Versorgung ist ebenfalls durch einen Allgemeinmediziner und eine Zahnarztpraxis gewährleistet. Das nächste Krankenhaus befindet sich in Boppard.
 

Panorama Spay vom Rheinsteig | © Klaus Nörtersheuser

In den nachfolgenden Rubriken werden einige Themen zur Spayer Geschichte näher beleuchtet.

Gerne veröffentlichen wir auch Ihre historischen Fotos, Informationen, Geschichten und Anekdoten. Bitte wenden Sie sich an die Ortsgemeinde, wir freuen uns auf Sie!


Mehr anzeigen Weniger anzeigen